Die Nationalen Kreuzerklassen

Segelriss des 35ers "Sturmgesell" von Paul Francke

Kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges drängten vor allen Dingen Berliner Segelvereine den Deutschen Segler Verband zur Schaffung einer preiswerteren und universeller einsetzbaren Kreuzerklasse. Die Boote sollten sowohl für die Regattasegelei wie auch als Nachmittags- und Fahrtenschiffe verwendbar sein. Ziel war es daher, die Baukosten für rennfähige Kreuzeryachten zu minimieren und den Yachtsport so auf eine breitere Basis zu stellen, als das bislang der Fall war. Das Ergebnis war die Nationale Kreuzerklasse. Sie wurde nach ihrer Segelfläche in Quadratmetern in die 30er, 35er, 45er, 60er, 75er und 125er Klassen eingeteilt. Die 30 und 35 qm-Klasse galten dabei als "billige" und "Arme Leute"-Boote. Sie waren leicht (= kurzlebig) gebaut und entsprechend im Verhältnis zu den bisher gängigen Bootsklassen preiswert zu haben. Der Bau eines 35ers schlug 1926 mit ca. 7.000,- Reichsmark zu Buche, dies entspricht in etwa einer Summe von 30.000,- Euro.

 

Bereits 1933 wurden alle Nationalen Kreuzerklassen vom Deutschen Segler Verband zu Altersklassen ohne Neubauerlaubnis erklärt. Heute existieren nur noch ca. 30 bis 40 Yachten der 35 qm Klasse, die meisten im süddeutschen Raum. In Berlin, dem ehemaligen Zentrum der Nationalen Kreuzer, gibt es gegenwärtig noch sechs 35er. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurden noch vereinzelt Nationale Kreuzer gebaut, so z.B. der 45er P 200 „Maria" 1949 bei Abeking und Rasmussen.

30 qm Nationale Kreuzer (L-Boote)

 


45 qm Nationaler Kreuzer P3 "Gaudeamus", Bj. 1912
Regatta der 35er Nationalen Kreuzer: Frühjahrswoche 1921
Regatta: Sommerwoche der 35 qm Klasse 1925 auf dem Müggelsee
Regatta der 75 qm und 125 qm Nationalen Kreuzer Photo: Berliner Yacht-Club

Klaus Kramer hat diese Entwicklung in seinem Klassenportrait für den Freundeskreis Klassische Yachten nachgezeichnet; weil man das kaum besser machen kann, hier ein Zitat daraus:

 

„Auf dem 20. Deutschen Seglertag 1911 stellte der Potsdamer Yacht Club im Namen der Berliner Vereine folgenden Antrag: „Um einem allseitig gefühlten Bedürfnis abzuhelfen, ist zur Hebung der Rennsegelei auf deutschen Binnengewässern eine rennfähige Kreuzerklasse zu schaffen, deren Größe etwa den 6-7 Segellängen-Kreuzern des alten Meßverfahrens entspricht." Dieser Antrag richtete sich in erster Linie gegen die Meter-Klasse. Die Boote der internationalen Formel waren für die Berliner Leichtwindreviere zu schwer gebaut, dadurch zu träge und vielen Seglern zu kostspielig. Nach ihrer meist nur kurzen Rennkarriere ließen sich die schlanken Rennyachten nur schwerlich zu wirklich bewohnbaren Kreuzeryachten umbauen. Für große Rennbesegelung konstruiert, waren die gewichtigen Boote mit einem handigeren Fahrtenrigg temperamentlos. Als erste Kreuzerklassen wurden der 45 qm-Nationale-Kreuzer als Binnen- und der 75 qm-Nationale-Kreuzer als Butenklasse geschaffen. Für die Fahrtensegler wird innerhalb des D.S.Vb. eine Kreuzerabteilung gegründet.

Im Gegensatz zu der rein mathematisch aufgebauten Meter-Formel der R-Yachten waren die Nationalen Kreuzer Grenzklassen. Ihre Bauvorschriften legten fest: die maximale Segelfläche und den größten Tiefgang, das Verhältnis von Länge über Alles zur Länge in der Wasserlinie, Höchst- und Mindestmaße für den Freibord, ein Mindestgewicht und Mindestabmessungen für die Kajüte sowie detaillierte Wohnlichkeitsvorschriften. Innerhalb dieser Begrenzungen hatten die Konstrukteure genügend Spielraum, um ihre optimale Schiffsform zu konstruieren.

Die rennfähige Kreuzerklasse wurde ein großer Erfolg.  Der 45-er Nationale Kreuzer sollte die beliebteste Klasse der 20-er Jahre werden. Er vereinte Handlichkeit mit Tempo und bot darüber hinaus ausreichend Bequemlichkeit für drei Personen, selbst über mehrere Tage. Von den Berliner Gewässern aus gingen viele Eigner mit ihren 45 qm-Kreuzern im Sommer auf Wanderfahrt in die Boddengewässer um Rügen. 1916, während des Krieges, kamen die 35 qm- und 125 qm-Kreuzerklassen hinzu. Der erste 35-er von Harry Wustrau wurde 1916 begonnen, aber aufgrund der Kriegswirren erst 1918 fertiggestellt; der erste 125 qm-Nationale-Kreuzer 1921 gebaut. 1923 wurde als fünfte Bootsgröße die 60 qm-Nationale-Kreuzerklasse geschaffen. Aufgrund der Sport-Isolation setzte nach dem Kriege eine rege Bautätigkeit in den nationalen Kreuzer-Klassen ein, die 1925 ihren Höchststand erreichte. Damals waren beim D.S.Vb neunundsiebzig 35-er, einundneunzig 45-er, dreizehn 60-er, fünfunddreißig 75-er, vier 125-er und eine nationale 250 qm-Kreuzeryacht registriert."


Jubiläumspreis des Yacht-Clubs Müggelsee für die 35 qm-Klasse, 14. Mai 1927
60 qm Nationaler Kreuzer
Jubiläumspreis des Yacht-Clubs Müggelsee für die 35 qm-Klasse, 14. Mai 1927
Start der 35 qm-Klasse zur Herbstwoche 1924 auf dem Müggelsee

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